Messgeräte zur Beurteilung von Mobilfunk – sollte man wirklich selber messen?

Viele Menschen würden elektromagnetische Strahlung in ihren Wohnbereichen bzw. deren Schwankungen gerne selbst messen. Am Markt gibt es dazu unter Bezeichnungen wie „Elektrosmog-Meter“, „Elektrosmog-Analyzer“ oder „Elektrosmog-Detector“ eine Vielzahl von teilweise sehr preiswerten Messgeräten. Der Zusatz „professionell“ verspricht oft größte Genauigkeit – wie sieht es aber wirklich mit der Verlässlichkeit der Messwerte aus?

Im Rahmen eines IMS-Workshops (Iphöfer Messtechnik Seminare) wurden 18 verschiedene und gängige Breitbandmessgeräte für hochfrequente elektromagnetische Strahlung verglichen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Die angezeigten Werte liegen in einer Spannbreite von weniger als 0,1 % bis über 1.000 % der Referenzwerte. Die „Messgeräte“ können bestenfalls für eine schnelle, orientierende und ungenaue Beurteilung der momentanen Hochfrequenzsituation herangezogen werden, wenn die teils massiven Abweichungen vom Referenzwert keine bedeutende Rolle spielen. Zur Erfassung der realen Strahlungsdichten sollten solche Geräte daher nicht verwendet werden. Den gesamten Test können Sie auf der Seite baubiologie-magazin.de nachlesen.

Vor allem zum Vergleich mit umweltmedizinischen Richtwerten oder bei Abschirmmaßnahmen sind genaue Messwerte erforderlich, die nur durch eine Spektrumanalyse zu erfassen sind. Mit Spektrumanalysatoren werden die einzelnen Funksignale genau gemessen und es kann die Anlagenauslastung, also die maximal auftretenden Immissionen, bestimmt werden. Dieser Wert ist für die Auslegung von Abschirmmaßnahmen unbedingt erforderlich. Mit Breitbandmessgeräten wird jedoch nur der momentane Wert gemessen, der dann auch nur zum Zeitpunkt der Messung gilt. Eine gute Erläuterung, warum zur Bewertung von Funkimmissionen anhand von umweltmedizinischen Richtwerten und für Abschirmmaßnahmen eine Spektrumanalyse erforderlich ist, wird in folgendem Bericht erläutert >> Moldan u. Virnich, 2017. Folgende Abbildung zeigt eine Spektrumanalyse zur Immissionsmessung auf einer Dachterrasse in Graz in der Nähe von Mobilfunksendeanlagen.

Mobilfunkspektrumanalyse auf einer Dachterrasse in Graz

Abbildung 1: Mobilfunkspektrumanalyse auf einer Dachterrasse in Graz

Hierbei liegt die Problematik, dass in den Frequenzbändern ein Gemisch aus verschiedenen Funkdiensten mit schmalen Signalen von z.B. GSM und sehr breiten Signalen von z.B. LTE. Da diese unterschiedlichen Funksignale sehr charakteristische Merkmale aufweisen, müssen diese mit speziellen Einstellungen gemessen werden, was mit einer Spektrumanalyse möglich ist. Breitbandmessgeräte messen jedoch über einen größeren Frequenzbereich oder Frequenzband und geben die Gesamtimmission als Summe mit einem Zahlenwert an. Hierbei kommt es jedoch zu einer Vermischung der einzelnen Funksignale, da die Breitbandmessgeräte nicht zwischen den einzelnen Signalen unterscheiden können. Abbildung 2 zeigt den Ausschnitt eines Frequenzbandes im Bereich von 1800 MHz mit LTE- und GSM-Funksignalen.

Ausschnitt Frequenzband im Bereich von 1800 MHz einer Spektrumanalyse

Abbildung 2: Ausschnitt Frequenzband im Bereich von 1800 MHz einer Spektrumanalyse

In Tabelle 1 sind Messwerte einer Spektrumanalyse und eines hochwertigen Breitbandmessgerätes zum Vergleich gegenübergestellt. Mit dem Spektrumanalysator kann die Anlagenauslastung bzw. die Maximalimmissionen unter Berücksichtigung der individuellen Signalcharakteristiken bestimmt werden, mit dem Breitbandmessgerät nur die momentan auftretenden Strahlungsdichten als Summenwert.

Tabelle 1: Strahlungsdichtenvergleich Spektrumanalyse und Breibandmessgerät
Strahlungsdichtenvergleich Spektrumanalyse und Breibandmessgerät

Hieraus ergibt sich die Problematik der Bewertung dieser Mobilfunk-Strahlungsdichten, da die Maximalimmissionen mehrfach untertags und auch in den Nachtstunden auftreten können. Im Vergleich der Strahlungsdichten mit den umweltmedizinischen Richtwerten der EUROPAEM zu LTE-Mobilfunk sollten nachts keine höheren Strahlungsdichten als 10 µW/m² auftreten:

Richtwerte für hochfrequente elektromagnetische Strahlung

Abbildung 3: Richtwerte für hochfrequente elektromagnetische Strahlung (EUROPAEM, 2016)

Mit der Spektrumanalyse wurde rund 15.800 µW/m² gemessen, mit dem Breitbandmessgerät 870 µW/m², was die Problematik der Bewertung der Strahlungsdichten mit Breitbandmessgeräten aufzeigt. Zudem wird ersichtlich, dass ohne die Möglichkeit einer Hochrechnung auf die Anlagenauslastung Abschirmmaßnahmen nicht richtig ausgelegt werden können und immer noch stark erhöhte Strahlungsdichten vorhanden wären, wenn die Abschirmung auf den Messwerten der Breitbandmessgeräte basieren würde. Daher ist eine Spektrumanalyse zur genauen Bestimmung von Strahlungsdichten und Maximalimmissionen zwingend erforderlich und nur dadurch kann der erforderliche Abschirmgrad errechnet werden, wie in Tabelle 2 an einem weiteren Beispiel zur Spektrumanalyse für die Erstellung einer Abschirmung dargestellt.

Tabelle 2: Berechnung des AbschirmgradesBerechnung des Abschirmgrades

Der Erfolg der Abschirmmaßnahmen ist in Abbildung 4 und Tabelle 3 ersichtlich. Die restlichen Strahlungsdichten kamen noch durch das Fenster, welche in Folge mittels Abschirmgardinen bzw. Abschirmvorhang reduziert wurde.

Erfolge der Abschirmmaßnahmen

Abbildung 4: Erfolge der Abschirmmaßnahmen

Tabelle 3: Erfolge der Abschirmmaßnahmen
Erfolge der Abschirmmaßnahmen

In folgender Abbildung ist die Spektrumanalyse zur Kontrollmessung der Abschirmmaßnahmen zum oben genannten Fall dargestellt.

Spektrumanalyse zur Kontrollmessung der Abschirmmaßnahmen

Abbildung 5: Spektrumanalyse zur Kontrollmessung der Abschirmmaßnahmen

Zur Abschirmung wurden hochwertige ökologische, lösemittel- und konservierungsmittelfreie Abschirmfarben verwendet, die Naturgraphit enthalten und die auftreffende Mobilfunkstrahlung hochprozentig reduzieren. Die Abschirmfarben sind offiziell überprüft und mittels Prüfgutachten zugelassen. Sie können mit normalen Wandfarben in weiß oder farbig überstrichen werden, sodass die Räume in einem neuen und strahlungsreduzierten Glanz erstrahlen.

Mittlerweile gibt es auch sehr hochwertige Untersuchungen zur Reduzierung von elektromagnetischer Strahlung, die in bekannten Fachzeitschriften publiziert wurden.

Strahlenreduzierung

Aus präventiver Sicht und aufgrund der wissenschaftlichen Unsicherheiten im Bezug auf die Forschungsergebnisse zu hochfrequenter Strahlung sollten vor allem Schlafbereich frei von Mobilfunkstrahlung sein bzw. die umweltmedizinischen Richtwerte eingehalten werden. Wer sich näher informieren möchte, welche Studienergebnisse vorliegen, der kann sich unter folgenden Links weiter Informieren.

http://www.mobilfunkstudien.org
http://stiftung-pandora.eu/
http://electromagnetichealth.org/
http://www.aerzte-und-mobilfunk.eu
https://www.diagnose-funk.org/

Eine sehr interessante Übersichtsarbeit zu Mobilfunk wurde von Pall (2016) publiziert, in der ausgeführt wird, dass hochfrequente elektro­magnetische Felder weit verbreitete neuropsychiatrische Effekte inklusive Depressionen auslösen können. Zudem zählen zu den häufiger berichteten Veränderungen Schlafstörung/Insomnie, Kopfschmerzen, Depressionen, Müdigkeit/Erschöpfung, Dysästhesie, Konzentrations-/Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnisveränderungen, Schwindel, Reizbarkeit u. w. Die Studie ist hier abrufbar.

Die gute Nachricht zum Schluss: 90 % der Belastungen durch elektromagnetische Felder lassen sich einfach und zumeist sehr kostengünstig reduzieren. Viele Maßnahmen verursachen gar keine Kosten, da mit dem richtigen Wissen vieles leicht umgesetzt oder reduziert werden kann. Abschirmmaßnahmen gegen elektromagnetische Strahlung sind auch preislich überschaubar und eine langfristige und nachhaltige Investition in das Gebäude und auch präventiv in die Gesundheit der Bewohner!

Sie möchten die Immissionen durch elektromagnetische Felder in Ihren Wohnräumen verlässlich überprüfen lassen oder bei Neubauten oder Renovierungen vermeiden? Gerne führen wir Messungen für Sie durch und beraten Sie zu physikalischen Reduzierungsmaßnahmen. Fragen Sie jetzt für eine gesunde und elektrosmogfreie Wohnumwelt bei uns an!

Published On: März 24, 2022|Kategorien: Elektrosmog|Schlagwörter: , , , |7,1 min read|

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