Führen Weichmacher aus Kunststoffen zu Gewichtszunahme?
In unserer sogenannten „1.Welt“ ist Unterernährung kein Problem mehr, im Gegenteil: Die größte Gefahr für unsere Gesundheit ist Adipositas, die Fettleibigkeit. Ein sehr interessanter und ausführlicher Artikel auf DocCheck stellt den Zusammenhang von bestimmten Chemikalien – vor allem Weichmachern in Plastik – und Veränderungen im Stoffwechsel her, die Gewichtszunahme auslösen können. Da wir diesen Plastikbestandteilen praktisch nicht aus dem Weg gehen können, ist es ein Thema, das uns alle betrifft.
Den gesamten Artikel finden Sie auf der Seite von DocCheck unter diesem Link. Wir haben den Text im Folgenden für Sie zusammengefasst:
„Adipositas ist eine der größten Gefahren für die körperliche und seelische Gesundheit der Menschen im 21. Jahrhundert. Die WHO sprach 2022 von einer Adipositas-Epidemie in Europa. Die Zahl der übergewichtigen Menschen auf der Welt ist inzwischen größer ist als die Zahl der unterernährten Menschen. Die Zunahme der Fettleibigkeit fällt damit zusammen – wie die Endocrine Society bereits 2009 erkannte –, dass Menschen unvermeidbar mit Industriechemikalien in Berührung kommen.
Obesogene sind eine Untergruppe von Umweltchemikalien, die als endokrine Disruptoren (Endocrine Disrupting Chemicals, EDCs) wirken und die normale Hormonaktivität durcheinanderbringen können. Die Obesogen-Hypothese besagt, dass die Exposition gegenüber EDCs und anderen Chemikalien die Entwicklung und Funktion des Fettgewebes, der Leber, der Bauchspeicheldrüse, des Magendarmtrakts und des Gehirns verändern könne, wodurch sich der Sollwert für die Steuerung des Stoffwechsels verstelle. EDCs stehen weiterhin im Verdacht, an der Entstehung des metabolischen Syndroms beteiligt zu sein.
Bisphenol A (BPA) ist eine Industriechemikalie, die seit den 1950er Jahren zur Herstellung bestimmter Kunststoffe wie Polycarbonatkunststoffen und Expoxidharze verwendet wird. Polycarbonatkunststoffe werden häufig in Behältern zur Aufbewahrung von Lebensmitteln und Getränken verwendet, etwa in Wasserflaschen. Epoxidharze werden zur Innenbeschichtung von Metallprodukten wie Lebensmitteldosen, Flaschenverschlüssen und Wasserversorgungsleitungen eingesetzt. Einige Zahnversiegelungen und Komposite können ebenfalls BPA enthalten. Untersuchungen haben gezeigt, dass BPA aus Behältern in Lebensmittel oder Getränke übergehen kann. BPA besitzt eine Affinität zu Östrogenrezeptoren und kann die PPAR-Signalgebung hemmen. Die Exposition gegenüber BPA könnte sich auf das Gehirn und die Prostata von Föten, Säuglingen und Kindern auswirken und das Verhalten von Kindern beeinflussen. Weitere Forschungsergebnisse deuten auf metabolische Effekte und einen möglichen Zusammenhang zwischen BPA und erhöhtem Blutdruck, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.
Verbote wirken langsam
Adipogene sind weit verbreitet und von Wasserflaschen bis zu Popcorn aus der Mikrowelle, in antihaftbeschichteten Pfannen oder Duschvorhängen enthalten. Ihnen aus dem Weg zu gehen, ist quasi unmöglich. Erschwerend kommt hinzu, dass vor allem Industriechemikalien oft so entwickelt wurden, dass sie eine lange Halbwertszeit haben. Für die industrielle Nutzung ist das von Vorteil, schadet aber Mensch und Tier. Schwerer abbaubare Stoffe können möglicherweise gar nicht verstoffwechselt werden oder werden in giftigere Verbindungen als das Ausgangsmolekül umgewandelt.
Es besteht noch immenser Forschungsbedarf. So existieren zwar Grenzwerte für die Exposition mit den einzelnen Industriechemikalien. Ob diese geeignet sind, um Menschen ausreichend vor adipogenen Effekten zu schützen, ist unklar. Ebenso weiß man nicht, wie sich die additive Belastung mit verschiedenen Chemikalien (Cocktail-Effekt) auf die menschliche Gesundheit auswirkt. Langzeituntersuchungen fehlen. Felix Grün und Bruce Blumberg wiesen bereits 2009 darauf hin, dass auch epigenetische Veränderungen in Betracht gezogen werden müssen. Solche Veränderungen durch Obesogene würden es ermöglichen, dass fehlregulierte Stoffwechselfunktionen von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wenn das tatsächlich so ist, wird das Adipositas-Problem immer dicker.“
Quelle: DocCheck, „Aus Weichmacher wird Dickmacher“, https://www.doccheck.com/de/detail/articles/45418-aus-weichmacher-wird-dickmacher
Weichmacher in Hausstäuben
Weichmacher sind chemische Zusätze in Produkten und Baumaterialien, welche die Plastizität bzw. Dehnbarkeit von Kunststoffen und Kautschukmaterialien erhöhen. Der Anteil in PVC-Produkten wie Kabel, PVC-Fußböden, Teppich-Rückenbeschichtungen, Fenster und Türen, Folien und Gartenmöbel, Duschvorhängen, Spielzeug, Latexfarben etc. kann oft bis zu 70% betragen. Trotz der massiven Verbreitung von Weichmachern sind diese Stoffe noch wenig erforscht. In verschiedenen Studien wird auf biologische Risiken bis zum Krebsrisiko hingewiesen. Die akute Giftigkeit ist eher gering. Bei langfristigen Belastungen sind Folgewirkungen wie zentralnervöse Effekte, Immunschwächen, allergische Reaktionen und hormonelle Wirkungen zu erwarten. Die US-Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) stufte den Weichmacher DEHP als krebserregend ein, andere Weichmacher stehen im Verdacht.
Diese Substanzen reichern sich aufgrund der schwerflüchtigen Eigenschaften im Hausstaub an und können vor allem über kleine Staubfraktionen, die eine lange Verweildauer in der Wohnraumluft haben, vom Körper aufgenommen werden. Diese Staubfraktionen haben dabei eine sogenannte „Carrier-Funktion“ oder „Trägerfunktion“ für schwerflüchtige Schadstoffe.
Bei Hausstaubanalysen können Weichmacher wie DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat) in hoher Konzentration, mit 1.050 mg/kg nachgewiesen werden, wie in folgender Tabelle ersichtlich.
DEHP ist seit 2008 aufgrund der reproduktionstoxischen Eigenschaften nach europäischem Chemikalienprogramm (REACH) als meldepflichtig an den Kunden ausgewiesen. Für Spielzeug und Babyartikel besteht ein Verbot dieser Substanz. In der EU-Verordnung Nr. 143/2011 vom 17. Februar 2011 werden Di(2-ethylhexyl)phthalate (DEHP) als reproduktionstoxisch klassifiziert und der 21. Januar 2015 als Datum festgelegt, von dem ab das Inverkehrbringen und der Gebrauch der Substanz ohne Zulassung verboten ist.
Es zeigt sich also, dass Schadstoffe in erhöhter Konzentration in normalen Wohnräumen nachgewiesen werden können. Je nach Substanz und Konzentration können Reduzierungsempfehlungen umgesetzt werden. Denn: Wer möchte schon schädliche Chemikalien in seinen Wohnräumen haben?
Wie werden Schadstoffmessungen durchgeführt?
Um festzustellen, ob Weichmacher und auch andere Schadstoffe in den Wohnräumen vorhanden sind, werden sogenannte Hausstaubanalysen durchgeführt. Die Probenahme wird dabei nach AGÖF (Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute) durchgeführt, wobei 7-10 Tage alter Staub gesammelt wird. Dadurch lassen sich schnell und einfach mögliche Schadstoffe nachweisen und individuelle Reduzierungen durchführen, um erhöhte Schadstoffkonzentrationen in den Wohnräumen zu vermeiden.
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